Konfliktlösung, Klärung & Kommunikation im Blog

Die Kommunikation im Team verbessern

von Dorle Weyers

Wie gut verstehen Sie sich in Ihrem Team oder im Führungskräfte-Zirkel? Wäre die Kommunikation dort optimierbar? Dann legen Sie los: Reden Sie darüber, wie Sie besser miteinander reden können. Nervende Besprechungen sind kein Schicksal, das Sie still erleiden müssen. Warum sollten Sie aushalten, was Sie gemeinsam ändern können? Zusammen ist das oft leichter als gedacht:

Die Team-Kommunikation verbessern Sie nur durch Kommunikation im Team

Sind Sie zufrieden mit der Kommunikation in Ihrem Team? Oder gibt es häufig Reibungspunkte oder unterschwellige Spannungen in den Teamsitzungen? Falls ja: Möchten Sie die Kommunikation verbessern? Dann sollten Sie darüber reden. Oft ist den Kolleg*innen gar nicht bewusst, was andere an ihrem Gesprächsstil stört. Ihnen selbst geht es ja vielleicht ähnlich. Schließlich sind die meisten Menschen 'einfach zu nett' zueinander, um sich auf ungünstige Wirkungen hinzuweisen. Das ist vermutlich meistens sehr gut gemeint – nur: Je weniger Feedback Menschen zu ihrer Wirkung auf andere erhalten, desto mehr tappen sie eben im Dunkeln. Und wer im Dunkeln tappt, stößt natürlich viel häufiger an.

Kommunikationsprobleme zu benennen ist nach der Selbsterkenntnis dann schon der zweite Schritt zur Besserung des Teamklimas. Geschieht dies in sozialverträglicher Form, können Sie nun als Team gemeinsam die Kommunikation verbessern. Außerdem nimmt es oft Druck aus dem Alltag und bietet vielfältige Chancen zur persönlichen Entwicklung.

Läuft die Kommunikation im Team nachhaltig schief, können eine Supervision oder ein Teamtraining sehr hilfreich sein. In schwierigeren Fällen sind sie meist die bessere Alternative. Für die leichteren Fälle finden Sie hier Anregungen zur Selbsthilfe:

Mit Feedback & feinen Unterschieden

Damit so ein Teamgespräch nicht mehr neue Probleme als Lösungen schafft, können bereits die klassischen Feedbackregeln helfen. Hinweise dazu gibt es reichlich im Internet.

Unterscheiden Sie (nicht nur) beim Feedback am besten auch stets genau zwischen dem:

  1. was nach Ihrer Erinnerung geschehen ist (= was auch eine Kamera aufgezeichnet hätte), 
  2. was Sie darüber denken (Fantasien, Interpretationen, Befürchtungen, Hoffnungen),
  3. welche Emotionen und Gefühle das bei Ihnen auslöst oder ausgelöst hat,
  4. was Ihr Wunsch an den Gesprächspartner ist.

Das ist zwar leider viel leichter gesagt als getan, aber es lohnt sich sehr, diese Unterscheidung zu trainieren. Zu Punkt 1. ist zudem wichtig, sich stets über die Subjektivität unserer Wahrnehmung klar zu sein: Unsere Sichtweisen hängen a) massiv vom individuellen Standpunkt ab, und b) funktionieren unsere Gehirne leider nicht wie Kameras, so dass unsere Beschreibungen, was geschehen ist, sich stark unterscheiden können. Zudem können c) unsere Erinnerungen im Laufe der Zeit modifiziert werden, da die dazugehörigen Vernetzungen im Gehirn sich verändern. (Traumatische Erinnerungen sind allerdings veränderungsresistent, solange sie nicht geheilt werden.)

Mit 'gewaltfreier' bzw. wertschätzender Kommunikation

Nach einem ähnlichen Muster funktioniert die sogenannte 'gewaltfreie Kommunikation‘ (GfK) nach M. Rosenberg. Statt der eigenen Gedanken, werden dabei jedoch die (touchierten) eigenen Bedürfnisse erkundet und benannt. In der GfK geht es also um: 1. die sachliche Beschreibung, 2. Ihre Gefühle, 3. Ihre Bedürfnisse, 4. Ihren konkreten Wunsch. Auch mit dieser strukturierten Methode können Sie eine respektvolle Kommunikation im Team erproben. Ihre ganze Wirkung entfaltet die GfK allerdings erst, wenn aus der Methode eine Haltung wird. Im Zentrum stehen dabei die Bedürfnisse aller Beteiligten. Lassen Sie sich also von dem sehr pointierten Begriff ‚gewaltfrei’ nicht abschrecken. Es geht vor allem um einen wertschätzenden, empathischen und wohlwollenden Umgang mit sich selbst ebenso wie mit den Anderen, sowie um faire, ehrlich interessierte Kommunikation ohne taktische Spielchen.

Das alles heißt nicht, um den 'heißen Brei' herum zu reden. Aber es erfordert zu erkunden, was hinter einer Störung, Ärger oder Verletzung liegt. Dies zu formulieren ist in der Regel viel schwerer, als wir zunächst meinen. Aber da Sie auf diese Weise bereits hervorragend erkunden können, wie Sie selbst gerade 'ticken', ist die Benennung der vier GfK-Schritte schon die halbe Miete für Ihre Verständigung.

Mit klaren Worten konstruktiv & wohlwollend klären

Gewaltfreie Kommunikation ist in vielen Situtationen hilfreich, aber leider kein Allheilmittel. Es gibt eben auch Situationen, in denen eine klare 'Du-Botschaft' nicht nur authentisch und sinnvoll, sondern nötig ist. Aber wann immer Sie die Vorzüge der 'wertschätzenden Kommunikation' nutzen wollen: Seien Sie 'klar in der Sache und weich zu den Menschen' (frei nach dem Harvard-Prinzip). Das beibehaltet zuweilen auch, sehr klare Grenzen zu setzen.

Die Kunst, zugewandt & punktgenau zu 'konfrontieren'

'Offen und ehrlich' zu sein ist oft nicht einfach: Die Sehnsucht nach Harmonie kann klare Worte ebenso erschweren wie die Angst vor Ausgrenzung bzw. Beziehungsverlust. Vielleicht spüren wir eine starke Abwehr oder gar die Grenzen unseres Gegenübers. Oder wir selbst meiden die Konfrontation, weil wir mit Konflikten eher schlechte Erfahungen gemacht haben. Oder die Dynamik der Situation reißt uns regelrecht mit sich, ohne dass uns dies bewusst ist. – Egal ob wir die Anderen nicht verletzen oder vor allem uns selbst vor deren Reaktion schützen wollen: Sehr oft lohnt es sich, wirklich zum Kern des Konflikts vorzudringen, wenn wir ihn nicht langfristig mit uns herum schleppen wollen.

Diesen Kern 1. präzise zu erkennen, und 2. sozialverträglich zu formulieren ist eine Kunst, die Eltern und Schule uns kaum lehren, die aber dennoch erlernbar ist. Und: Je mehr wir diese 'Kunst der Klärung' trainieren, desto leichter werden Wahrnehmung, Analyse und Verständigung – und damit auch das Leben. Dazu gehört, sich der eigenen Wirkung auf andere bewusst und darauf basierend 'selektiv authentisch' zu sein (Ruth Cohn). Sagen Sie also nicht alles, was Sie denken, aber nur, das was Sie wirklich meinen.

Mit persönlicher Beziehung statt Normen und Fehlern

In vielen Fällen tun wir dennoch gut daran, nicht zu sagen, was der/die Andere 'falsch' macht oder warum er oder sie blöd oder irgendwie unfähig sei. Sprechen Sie (in der Regel) lieber im vollen Bewusstsein Ihrer Subjektivität darüber, welche Wirkung ein konkretes Verhalten speziell auf Sie als Individuum, als Kollege oder Kollegin hat. Auch Hinweise wie 'Alle anderen finden dich auch ...' können nicht nur sehr verletzend sein. Bei vielen Menschen haben sie zudem gute Chancen, Trotz und Reaktanz zu wecken, also Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungsimpulse à la "Jetzt erst recht nicht". Interesse, das eigene Verhalten zu verändern, entsteht bei ihnen eher, wenn sie die Wahl haben und Ihr Gegenüber persönlich in Beziehung geht, statt Normen und Regeln zu vertreten.

Daher kann es sich auch lohnen, Ihre Vorwürfe in Wünsche zu verwandeln. Das mag kurzfristig weniger befriedigen, erhöht aber vielfach Ihre Chancen auf Erfolg.

Mit Wünschen statt Vorwürfen = lösungsorentiert

Konstruktive Wünsche sind: positiv formuliert (also komplett ohne: un..., kein, nicht und ohne) und auf die Zukunft bezogen (nur dann sind sie erfüllbar). Sie beschreiben ein konkretes, realisierbares Verhalten, also keine Eigenschaften und keine Wunder. Und sie sind ablehnbar: Sonst wären es ja keine Wünsche, sondern Befehle, Erwartungen oder Forderungen. Das heißt, der/die Andere kann und darf "Nein" sagen oder vielleicht "Ok, zu 30% ja, nämlich Teil X ja. Aber Y und Z nicht."

Der Vorteil von Wünschen ist übrigens auch, dass sie unsere Selbsterkenntnis stärken und konstruktiv sind: Denn beim Wunsch müssen wir uns sehr viel genauer als beim Vorwurf überlegen, worum es uns eigentlich konkret geht: Wie wir uns unsere Zukunft vorstellen, was wir wollen, brauchen und uns wünschen.

Allerdings haben wir nicht ausschließlich Wünsche aneinander. Das Leben ist eben kein Wunschkonzert. Sowohl Menschen als auch Wünsche haben ihre Grenzen, die dann auch klar als Grenzen und nicht als Wunsch benennbar sind (z. B. wenn jemand nachhaltig die Würde oder Gesundheit anderer Menschen verletzt). Schließlich können Vorgesetzte auch Anweisungen freundlicherweise als Wunsch formulieren, solange Sie sicher sind, dass ihre Vorgaben als solche (und nicht als Wunsch) verstanden werden.

Mit Wertschätzung von allem, was gut läuft

Wie oft sagen Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen, was Sie an ihnen schätzen, was diese richtig gut können, oder welche besondere Rolle sie für das Team übernehmen? Und wie oft sprechen die anderen im Team aus, was sie an Ihnen oder anderen anerkennen, wofür sie vielleicht sogar dankbar sind?

In einigen Teams herrscht erstaunliche Genügsamkeit und Sparsamkeit in Sachen 'Wertschätzung'. Ist die Äußerung von Anerkennung im Team eher Mangelware, so kann dies auf (zu) starke Konkurrenz hinweisen. Oder die Teamkultur ist geprägt von der Devise "Nicht gemeckert ist genug gelobt." Zuweilen werden positive Äußerungen zu- und übereinander dann gar als 'Gefühlsduselei' entwertet.

Wollen Sie ein gutes Team sein, kann ehrlich geäußerte Wertschätzung allerdings nicht schaden. Sie verbindet Sach- und Beziehungsebene in positiver Weise. Und sie stärkt nicht nur die Beziehungen im Team, sondern kann auch erheblich zur Freude an der Arbeit beitragen.

Mit Kommunikationsregeln fürs Team?

Wenn Sie eher produkt- als prozessorientiert sind, möchten Sie vielleicht "nicht nur reden, sondern ein klares Ergebnis"? Dann liefern gemeinsam erarbeitete Kommunikationsregeln die passenden Antworten auf die Frage: Wie können wir einfach konstruktiver, fairer, freundlicher, effektiver und/oder effizienter miteinander reden? Wichtig dabei ist: Einigen Sie sich auf solche Leitlinien für Ihre Teamkommunikation.

Einigen heißt übrigens: Alle stimmen freiwillig zu und vereinbaren es verbindlich. Einigen heißt nicht: Die Chefin oder die Alpha-Teammitglieder sagen, wo es lang geht. Es heißt auch nicht, dass alle mal ihre Wünsche äußern, und die Anderen dazu schweigen. Entscheiden Sie gemeinsam, was für alle verbindlich gelten soll. Speichern Sie auch, was für einige wichtig, aber kein Konsens ist, und und was bislang noch offen bleibt, wofür also (noch) nicht alle Commitment zeigen. Denn immer noch gilt:

"Gesagt ist nicht gehört,
gehört ist nicht verstanden,
verstanden ist nicht einverstanden."
(nach Konrad Lorenz)

Fragen zur Teamkommunikation verbessern die Teamfähigkeit

Mögliche Ausgangspunkte für solche Kommunikationsregeln sind z. B. die folgenden Fragen an alle Teammitglieder. Sie schärfen den Blick auf sich selbst und aufs Team, und sie fördern die Selbstverantwortung aller Teammitglieder. Denn nur wer seine Wünsche und Bedürfnisse als eigene Interessen (an-)erkennt, kann in Teams und Gruppen mit anderen lösungsorientiert gemeinsame Wege aushandeln:

  • Unter welchen Bedingungen kann ich meinen Kolleg*innen besonders gut zuhören?
  • Wann kann ich eure Ideen, Wünsche und Kritik am besten annehmen und verstehen?
  • Was gefällt mir schon jetzt richtig gut an unseren Teamsitzungen oder anderen Gesprächen mit Kolleg*innen?
  • Welche guten Erfahrungen habe ich im Laufe der Jahre im Team/ mit euch gemacht? Wie würde ich gern darauf aufbauen?
  • Was ist eigentlich mein Ideal-Bild von wirklich konstruktiver, guter Kommunikation im Team?
  • Welche Ideen für unsere Kommunikation möchte ich in unseren Teambesprechungen ab sofort selbst verwirklichen?
  • Was möchte ich auf jeden Fall verhindern oder beenden?

Was gute Kommunikation im Team erschwert

Wenn es Ihnen im Team zu oft zu unproduktiver Reibung kommt, hat das – egal in welcher Branche – oft ähnliche Ursachen. Möchten Sie besser verstehen, woran die Kommunikation in Ihrem Team hapert? Dann finden Sie hier typische Gründe für eine nervige oder unproduktive Teamkommunikation.
Vielleicht erkennen Sie in dem ein oder anderen Aspekt auch sich selbst wieder? Gut! Dann kann die Veränderung ja gleich starten. Häufige Gründe für Kommunikationsprobleme im Team sind:

der Umgang mit Unterschieden:

  • unterschiedliche Charaktere und Werte,
  • unterschiedliche Kommunikationsstile und Gewohnheiten,
  • dazu: wenig Akzeptanz für bzw. kein guter Umgang mit Verschiedenheit,
  • geringe Teamkohäsion, die durch Einheitsdruck kompensiert wird,
  • Angst, mit der eigenen Position vom Mainstream abzuweichen, die 'Extra-Wurst' zu sein, sich zu exponieren, vor Ausgrenzung

Vermeidung

  • alte Konflikte, die ertragen oder intensiv gepflegt werden, statt sie zu lösen,
  • unausgesprochene Unzufriedenheit, z. B. weil manche deutlich mehr reden als andere,
  • bequeme, zurückhaltende Verantwortungslosigkeit,
  • Meinungsverschiedenheiten, die nicht ausdiskutiert werden, aber das Teamklima belasten,
  • Tabus und 'vorteilhafte Unklarheiten’, die Freiheiten lassen, dafür aber Lösungen verhindern,
  • Unsicherheit, wie ich Kritik konstruktiv äußere, ohne zu verletzen,

Eskalationen

  • Machtspiele und/oder andere unschöne Gruppendynamiken bis hin zu Mobbing,
  • nicht immer, aber auch nicht selten verbunden mit  Vorbehalten oder gar Diskriminierung ggü. bestimmten Gruppen (Gender, Herkunft, Alter, Hautfarbe etc.),
  • bewusste oder unbewusste Spielchen, z. B. Knöpfe-Drücken, damit andere hochgehen,
  • aufreibende Streitmuster kultivieren, statt lösungsorientiert zu kommunizieren,

Verständigungsprobleme

  • häufige Missverständnisse, z. B. weil (bestimmten Leuten) nicht richtig zugehört wird,
  • Fehlinterpretationen von Handlungen oder Aussagen aufgrund falscher Vorannahmen,
  • … oder weil dem Anderen (gern?) negative Absicht unterstellt wird,
  • Unausgesprochenes wird mit eigenen Fantasien und Interpretationen ‚gefüllt‘, 
  • Unklarheit, wer wem was sagen darf, z. B. um konstruktive Teamgespräche zu fördern,

persönliche ‚Macken‘

  • hohe persönliche Sensibilität oder Vulnerabilität (Verletzbarkeit) einerseits,
  • unsensible, sehr verletzende Äußerungen oder Verhaltensweisen andererseits,
  • launisches, also unprofessionelles Gesprächsverhalten bis zu mangelnder Impulskontrolle,
  • Rechthaberei, Egozentrik und Sturheit
  • Angst vor Konflikten, mangelnde Wahrnehmung eigener Bedürfnisse
    ….

Gute Team-Kommunikation ist kostbar: Investieren Sie!

Ob mit oder ohne Kommunikationsregeln: Die Zeit, die Sie in eine Teamsitzung zur Metakommunikation investieren, zahlt sich fast immer mehrfach aus. Mit dem konzentrierten Austausch zum Thema ‚Wie reden wir miteinander?‘ fördern sie nicht nur die Kommunikation im Team, sondern auch die allgemeine Teamkompetenz und die persönliche professionelle Entwicklung jedes Einzelnen. Damit Sie sich dabei nicht gleich an den Kragen gehen, ist natürlich gute, wertschätzende Kommunikation gefragt (s.o.).

Ist die Situation schon brisant bis eskaliert, kann ein Team-Coaching bzw. eine Team-Supervision Sie bei der Optimierung Ihrer Team-Kommunikation begleiten. Sie bieten einen sicheren Rahmen und betrachten Ihre Teamdynamik mit professionellem, psychologisch kompetentem und neutralem Blick. Wenn Sie Supervision oder Coaching in/um Münster suchen, freue ich mich auf Ihren Anruf. :)
 

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